Dienstag, 15. Dezember 2015

Ab ins Grüne!

Seit gestern Abend bin ich nun wieder zurück in unserem Guesthouse in Jodhpur.
Hinter mir liegt eine 2-wöchige Reise ganz im Norden Indiens, am Anfang des Himalayas. Wir haben viel gesehen und erlebt und das ein oder andere kleine Abenteuer  haben wir auch überstanden. Wenn wir eines gelernt haben, dann: Verreisen in Indien bedeutet keine Erholung, sondern eine Erfahrung nach der Anderen und Gedanken die fast niemals ruhen, weil es so viel zu erforschen gibt... Denn, wie uns auf der Reise mehrmals von Rikschaw-Fahrern, Straßenverkäufern oder Guesthousebesitzern  erklärt wurde,: "Nothing is impossible in India."

Angefangen hat unsere Reise nach einer 16-stündigen Busfahrt in Amritsar, was sehr nahe an der pakistanischen Grenze liegt. Dort sind wir eigentlich nur wegen des goldenen Tempels hin, da dieser in allen Reiseführern empfohlen wird. Der Tempel an sich ist auch wirklich wunderschön, der Rest der Stadt hat uns nicht ganz so gut gefallen. Dennoch war es einen Stop wert, da wir dort nochmal auf eine ganz andere Religion gestoßen sind: Die Sikhs. Zumindest die männlichen Anhänger dieser Religion sind sehr auffällig, da sie alle einen bunten Turban auf dem Kopf tragen, unter dem sich ihre langen Haare befinden. Denn diese lässt ein Sikh sich wachsen, das gleiche gilt für den Bart. Manche der älteren Sikhs tragen auch einen großen Säbel mit sich herum, was ebenfalls als Zeichen eines Sikhs gilt. Die Sikh Religion ist noch relativ neu und distanziert sich sehr von den anderen in Indien vertretenen Religionen: Hinduismus, Buddhismus und Islam. Sie lehnt das Kastensystem, das Fasten und Aberglauben ab; die Anhänger sind sehr offen gegenüber Andersgläubigen und Männer und Frauen gelten als gleichberechtigt. Die Sikhs haben eine lange "Kriegszeit" hinter sich. Es gab viele Unruhen in Indien, bei denen Sikhs grausam ermordet wurden. Erst seit Anfang der 90er Jahre hat sich die Lage beruhigt.


Wer zum Tempel möchte, braucht eine Kopfbedeckung! 



Danach ging es weiter nach McLeodGanj bei Dharamsala, eine sehr tibetischen Örtchen in den Bergen. Unser Guesthouse befand sich sehr abseits, sodass wir jeden Abend etwa eine halbe Stunde den Berg hochkraxxeln mussten, weil kein Auto dorthin fahren kann. Aber dafür war die Aussicht umso schöner und da wir sowieso den ganzen Tag gewandert sind, war das dann auch kein Problem mehr. Von McLeodGanj aus konnten wir dann auch zum ersten Mal die schneebedeckten Gipfel des Himalaya Gebirges sehen und zumindest nachts wurde es auch schon ziemlich kühl. Zumindest wenn man bedenkt, dass indische Häuser nicht beheizt sind. Aber mit Schlafsack, dicker Decke und warm angezogen ging es dann irgendwie. Insgesamt haben wir 4 Tage dort verbracht und waren jeden Tag von früh morgens bis Sonnenuntergang unterwegs. Danach empfiehlt es sich nicht mehr draußen unterwegs zu sein, da es in diser Gegend auch einige Bären geben soll. Man kann kaum glauben, dass man sich immer noch in Indien befindet, denn die Umgebung und die Atmosphäre ist komplett anders als in Jodhpur. Es gibt viel Grün, Wasserfälle und auch das Essen ist eher westlich angehaucht. Dharamsala gilt als Exil für die Tibeter, die flüchten müssen, weil die Lage mit China sehr angespannt ist. Daher sind wir vielen von ihnen auf unseren Wanderrouten begegnet und sie werden mir als sehr friedliche, glückliche Menschen in Erinnerung bleiben. Auch der Dalai Lama hat in McLeodGanj seinen Hauptsitz, doch während unserer Zeit dort, haben wir ihn leider nicht zu Gesicht bekommen. 












Tibetische Gebetsfahnen: Dem Glauben nach sollen Sonne und Wind die darauf geschriebenen Gebete in den Himmel transporteieren. Die verschiedenen Farben stehen gleichzeitig für verschiedene Elemente. 

Den Morgen startet man am besten mit einem indischen Chai! :D

Von Dharamsala aus haben wir dann einen 10-stündigen Tagesbus nach Manali genommen, welches nochmal einige Höhenmeter weiter oben liegt. Dort habe ich dann auch meine Winterjacke gebrauchen können, denn die Schneegipfel waren auf einmal ganz nahe. 
Manali erinnerte mich sehr an die Schweizer Alpen, und wieder konnte ich mir kaum vorstellen, dass wir uns immer noch im selben kleinen Zipfelchen Indiens befinden sollen, da Jodhpur doch praktisch in der Wüste liegt... Leider haben wir Manali sehr in der Off-Season erwischt, weshalb viele Restaurants etc. geschlossen waren. Das Städtchen wirkte dadurch relativ trostlos und wir waren einige der wirklich wenigen Touristen in dieser Jahreszeit. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, wie dieser Ort im Sommer zum Leben erwacht, denn die Umgebung ist einfach nur unglaublich. Umgeben von Schneegipfel am Beas River gelegen, und mit ganz vielen Apfelbäumen. 
Auch dort sind wir ganze Tage lang gewandert und haben alle möglichen Berge der Aussicht wegen erklommen. Manali lässt sich in Alt- und Neumanali trennen, wobei wir eine Unterkunft in Altmanali hatten, da dieses ruhiger ist. 




Da sind sie, die Schneeberge!!!


Wie viele Affen uns auf unserer Reise begegnet sind, können wir nicht einmal mehr zählen. Es gab braune, weiße, kleine, große, neugierige, ängstliche, aggressive... 



Danach ging es mit einer 15-stündigen Busfahrt (Ja, so langsam merkt man vielleicht, dass Distanzen in Indien einfach eine ganz andere Skala haben, als bei uns in Europa!) weiter nach Rishikesh am Ganges. Wir befanden uns da noch ziemlich am Ursprung des Ganges, wo der Fluss noch sehr schön und sauber ist. Wir haben gehört dass das flussabwärts wohl nicht mehr so sein soll..
Aber anfangs waren wir einfach nur froh angekommen zu sein, denn diese Busfahrt ist mit Abstand das Schlimmste was uns auf dieser Reise passiert ist. Eigentlich dachte ich, ich hätte mich mittlerweile an den indischen Verkehr gewöhnt, doch das war dann doch einfach zu viel für meine Mitreisenden und mich... Dabei war der Verkehr an sich weniger das Problem, als unser Busfahrer selbst. Wir sind nun schon öfters Bus gefahren, doch so war es noch nie. Durch die kurvigen Berge in einer Geschwindigkeit, dass der Bus gefährlich zur Seite kippte und mit Überholmanövern, bei denen ich am liebsten gar nicht hingesehen hätte, so nah kamen wir dem Gegenverkehr. Das Schlimmste war jedoch als es nachts neblig war und wir mit ungeminderter Geschwindigkeit weiter gefahren sind... Natürlich haben wir drei den Fehler begangen uns ganz vorne in die erste Reihe zu setzen und wir haben natürlich die ganze Nacht über kein Auge zugemacht... Die Inder im Bus hingegen haben einfach durchgeschlafen, was mir die Hoffnung gegeben hat, dass einfach nur unsere Gemüter nicht dafür gemacht sind, es aber eigentlich gar nicht so gefährlich sein kann...
Die Tage in Rishikesh waren dann noch einmal ein ganz schöner Unterschied zum restlichen Urlaub, da wir uns plötzlich in einer Regenwald-ähnlichen Umgebung wiedergefunden haben. Nun ist mir wirklich klar, warum es heißt Indien wäre das Land der Gegensätze. Jodhpur und all unsere Reisezeile liegen auf der indischen Landkarte gesehen, alle fast am selben Fleck, dennoch haben wir Wüste, Schneeberge, Flüsse und Regenwald gesehen.... Rishikesh zieht sich an beiden Seiten des Ganges entlang und ist durch zwei Brücken miteinander verbunden. Auf diesen Brücken tümmeln sich unzählige Affen und mehrere Menschen haben uns vor wilden Elefanten und Büffeln im Wald gewarnt. Außer auf eine Herde Büffel, während wir im Taxi saßen, haben wir diesbezüglich aber zum Glück keine Erfahrungen gemacht...












In Rishikesh wird jeden Abend eine Aarti am Ganges gehalten. Hierbei wird ein Feueropfer erbracht, bei der kleine Lichter in das Wasser gelassen werden. In Rishikesh findet diese bei einem großen Ashram statt, in dem wir auch eine Nacht verbacht haben. Bei der Aarti ist jeder willkommen.

Zurück in Jodhpur und bereits wieder einen Arbeitstag hinter mir, kann ich nur sagen, ich bin froh diese Reise gemacht zu haben. Sie war voller neuer Eindrücke und erscheint mir so viel länger als zwei Wochen. Einerseits weil wir so viel erlebt haben, andererseits aber auch weil ich all meine Schüler und Schülerinnen in Jodhpur total vermisst habe. Wieder zurück in den Centern zu sein, ist ein tolles Gefühl und mitzubekommen wie sehr sich meine Mädels und Kinder über meine Rückkehr gefreut haben, hat mir wieder einmal gezeigt, wie schwer es mir fallen wird sie nächsten Juli alle zurücklassen zu müssen... 

Montag, 23. November 2015

Impfaktion

Mehr oder weniger 90 Kinder haben nun bereits ihre ersten Impfungen bekommen.

Da die Sambal Schüler fast ausnahmslos daheim und nicht im Krankenhaus geboren worden, hatten sie zuvor keine einzige Impfung bekommen in ihrem Leben.
Das wollen wir nun ändern und haben zwei sehr nette Ärzte hier gefunden, die die Kinder umsonst untersuchen und impfen. Ich war zuvor einmal mit Mukta zu Besuch bei einem dieser Ärzte um alles zu besprechen.
Für die Medikamente und Impfstoffe mussten wir natürlich trotzdem Geld auftreiben. Viele der Kinder  bekommen nun etwas gegen schwere Erkältungen, Hauptprobleme (Hautpilz,...) und viele auch etwas gegen Wurmbefall...
Wir haben ein Register gestartet, in dem jedes behandelte Kind genau dokumentiert wurde, auch mit Größe und Gewicht. Dass unsere Schüler zum Teil sehr unterernährt sind, war uns zwar eigentlich schon zuvor klar, es aber nochmal in Zahlen zu sehen, war sehr schockierend.
Die Aufgaben von uns Freiwilligen waren: Das Messen von Größe und Gewicht, Mut zu sprechen und Händchen halten während der Impfungen. Einige hatten große Angst vor den Nadeln, was aber auch verständlich ist, da sie noch nie geimpft worden sind und viele von ihnen auch noch nie zuvor bei einem Arzt waren.
Es gab viele Tränen und es war nicht immer einfach davon zu überzeugen, dass sie sich doch auf den Stuhl setzen. Aber mit Geduld, und Keksen und Saft als Belohnung haben wir es dann geschafft.
Insgesamt haben manche der Kinder jetzt schon drei Impfungen (andere erst zwei da wir es nicht immer schaffen, bei jedem Termin alle Kinder aufzutreiben, da manche von ihnen auch arbeiten gehen - daher ist es ganz gut dass wir in unserem Register alles datieren können). Sie bekommen eine Grundimmunisierung: Hepatitis, Typhus, Polio, Diphterie, ... (Auch vom Alter abhängig, die Kinder variieren zwischen 3 und 15 Jahren) Manche der Impfungen müssen ja auch mehrfach verabreicht werde, sodass sich dieses Projekt noch etwas ziehen wird.
Wir hoffen auch, dass unsere Versorgung mit den Medikamenten etwas bessern kann und überlegen derzeit, inwiefern wir mit Eisentabletten (oder andere Präparaten) diverse Mangelerscheinungen überwinden können.





Diejenigen Kinder, die gerade nicht untersucht oder geimpft wurden, haben sich mit Malen die Zeit vertrieben.










Zwei unserer Kleinsten

Mit einem Becher gefüllt mit Saft als Belohnung




Samstag, 14. November 2015

Happy Diwali!

Diwali - Weg des Lichts 
Eine Woche Diwali feiern liegt jetzt hinter uns. Das erste größere hinduistische Festival, das meine Mitfreiwilligen und ich miterleben durften. Vergleichbar wird damit wohl nur noch Holi, das im kommenden März zelebriert wird.

Diwali gilt vor allem hier in Nordindien auch als Neujahrsbeginn, wobei mir erzählt wurde dass unser Neujahr hier schon auch gefeiert wird.
Diwali jedoch kam mir vor wie Weihnachten und Silvester auf einmal: Überall schmückten Lichterketten die Straßen, kleine Öllämpchen wurden in den Häusern aufgestellt und 5 Tage lang wurde zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Feuerwerk und Böllern gefeiert. Wirklich es gab keine Minute Ruhe, von überall her konnte man den Krach der Feuerwerkskörper hören. Wenn wir abends auf dem Rooftop saßen, war es natürlich mega schön von allen Seiten die bunten Lichter zu sehen. Doch nachts wenn man dann schlafen wollte, war es in unserem hellhörigen Zimmer nicht mehr ganz so toll. Na ja, da kamen dann halt meine Oropax zum ersten Mal hier in Indien zum Einsatz :D
Diwali soll den Sieg des Guten über dem Bösen symbolisieren und es wird sehr viel gebetet und man schenkt sich gegenseitig Süßigkeiten. Der Hauptfeiertag war am Mittwoch.
Schon im Sambal Center haben wir mit einigen Süßigkeiten und Feuewerksknallern gefeiert und zum Abschied musste ich so ziemlich jedem Kind die Hand geben und "Happy Diwali" sagen. Die Kinder waren schon voller Vorfreude auf das Fest und waren sehr erstaunt, das es bei uns gar nicht gefeiert wird... An diesem Tag und am Tag zuvor waren auch einige amerikanische Schüler mit im Center. Sie sind 15 bzw. 16 Jahre alt und reisen gerade zusammen mit zwei Lehrern in Indien. Zu ihrem Programm gehörte es dann auch ein paar Tage in die NGO reinzublicken. Mit den Kindern im Sambal Center haben sie dann vor allem viel gesungen und Spiele gespielt. Und natürlich wurden auch sie in unser kleines Diwali Fest dort mit einbezogen.
Im Guesthouse jedoch wurde Diwali nicht groß gefeiert, da es vor nicht allzu langer Zeit einen Todesfall in der Familie gab und dann erstmal eine Zeit lang nicht gefeiert werden darf. Da wir Volunteers aber nicht darunter leiden sollten, haben wir außerhalb im Boarding Home mit den 22 Sambhali Mädchen dort gefeiert.
Nach einem festlichen Abendesen, zubereitet von unserem witzigen und netten Koch Durgesh, haben wir dann alle unsere Saris angezogen. Das ist gar nicht so einfach, da wir natürlich keine Ahnung hatten wie man den genau faltet und fixiert. Mukta, die Frau von Govind, hat uns dann allen netterweise geholfen.
Dann sind alle Freiwillige ins Boarding Home gefahren, weil die Mädchen dort nicht nach Hause konnten über die Feiertage. Daher waren einige von ihnen natürlich sehr traurig - wenn 10-jährige deutsche Kinder Weihnachten nicht zu Hause feiern dürften, wären sie das ja wohl auch. Wir haben aber versucht das Beste daraus zu machen und zumindest die meisten von ihnen hatte dann doch zumindest 2-3 tolle Stunden mit Feuerwerk und co.

Im Sambal Center:



Spiele mit den Kindern






Diwali feiern mit Wunderkerzen :)




 Selfietime :D
Mit Nisha

Mit Aarti

Mit Aiychuki


Mit Balram


Mit Durga

Diese Familie wohnt direkt neben dem Tempel, in dem wir unterrichten, Zwei ihrer Kinder kommen auch zu uns.






Und abends im Boardinghome:







Nun bin ich auch schon seit mehr als 100 Tagen in Indien und habe daher schon fast einen Drittel meines Freiwilligendienstes hier hinter mir. Die Zeit verfliegt und bald geht es los auf unsere erste größere Reise Richtung Himalaya. Ab da wird die Zeit dann wohl noch schneller vorbeigehen als mir lieb ist, da schon jetzt ein Abschied von den Frauen und Kindern hier unvorstellbar erscheint.
Hier passieren tagtäglich so viele Dinge, sei es eine Dance competition (bei der unsere Sambhali Frauen gegeneinander angetreten sind), Gespräche mit dem Arzt (mit dem ich gerade eine Impfaktion für die Sambal Kinder organisiere), das RIFF Festival (ein Musikfestival auf dem Fort von Jodhpur, welches wir uns einen Abend lang gegönnt haben), Tanzen und Singen mit den Mädchen und Kindern in den Centern, Einblicke in ihr Leben, Sari-Shopping, das ständige Ankommen von neuen Volunteers aus aller Welt (um mal einige Nationen aufzuzählen: Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Polen, England, Südafrika, Amerika, Spanien, Irland,...)
Es fällt mir schwer mich überhaupt daran zu erinnern, was ich letzte Woche gemacht habe, weil in der Zwischenzeit einfach schon wieder so viel passiert ist.
dance competition

dance competition

Die Clocktower-area war während Diwali immer total gut besucht


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