Samstag, 2. Januar 2016

Von Weihnachten, Varanasi und dem Start ins neue Jahr!

Polo Day
Jodhpur ist für das Polo spielen bekannt. Und am britischen Polo Day sind wir als Freiwilligengruppe zusammen mit unserem Chef auf den Poloplatz gegangen und haben die British Army (England) gegen die President´s Bodyguards (Indien) spielen sehen. Da sich von uns keiner mit den Spielregeln zuvor vertraut gemacht hatte, brauchten wir etwas um das Spiel nachvollziehen zu können. Aber es ist auf jeden Fall bewundernswert wie es die Reiter schaffen ihre Pferde zu lenken und gleichzeitig ihre Schläger zu koordinieren. Gewonnen hat dann die indische Mannschaft.




Jingle Bells
Weihnachten ist dieses Jahr für mich und meine Mitfreiwilligen ganz anders verlaufen als gewohnt. Keine Weihnachtsmärkte, kein Plätzchen backen, kein Familienessen. Weihnachten wird hier eigentlich gar nicht zelebriert, also lag es an uns die weihnachtliche Stimmung herzuzaubern.
Also haben wir uns unseren Glühwein selbst gemacht und sind als Freiwilligengruppe zusammen an Heiligabend essen gegangen. Da in Indien viele Religionen vertreten sind, gibt es natürlich auch einen Anteil Christen und so haben wir beschlossen nach dem Essen noch in eine Kirche zu gehen. Ein interessantes Erlebnis mit einem aufgeweckten Pfarrer, einer typisch-indisch sehr geschmückten Kirche und englischen Weihnachtsliedern.
Auch in unseren Centern wollten wir die Vorweihnachtszeit nicht einfach ignorieren! Wir haben einen Workshop zur Weihnachtsgeschichte vorbereitet, einen eigenen Weihnachtsbaum aus Pappe gebastelt und "Jingle Bells" sowie "Rudolph the red-nosed reindeer" gesungen.
Am letzten Tag vor den Ferien gab es dann im Jodhpur Emowerment Center noch eine kleine Weihnachtsfeier, für die wir den ganzen Raum mit Luftballons und Girlanden geschmückt hatten. Das Highlight war dann eine von den Mentoren organisierte Weihnachtstorte und zwei Nikolausmützen mit denen zahlreiche Fotos geschossen wurden.
Dieses Weihnachten war definitiv anders als all die Jahre zuvor - die Familie hat sehr gefehlt und ich freue mich schon wieder auf eine typisch "westliche Vorweihnachtszeit" nächstes Jahr.
Doch es hat auch sehr viel Spaß gemacht, unseren Schülern hier zeigen zu können, was Weihnachten für uns eigentlich bedeutet.



Glühwein :)













Varanasi: Wo Leben und Tod aufeinander trifft
Da die Center zwischen den Jahren geschlossen waren, haben wir beschlossen die Zeit noch einmal für einen Trip zu nutzen. So haben wir zu sechst den ersten Weihnachtstag im Zug nach Varanasi (25 Stunden) verbracht.
Varanasi ist eine Stadt für sich, die uns viele neue Eindrücke geschenkt hat. Sie liegt am Ganges, dem für die Inder heiligen Fluss. Sie ist eine der ältesten Städte in ganz Indien und hat für die Hindus eine große religiöse Bedeutung, denn sie gilt als Stadt des Gottes Shiva. Für strenggläubige Hindus gilt Varanasi als die Pilgerstadt, da es erstrebenswert ist zumindest einmal im Leben in dem heiligen Wasser des Ganges ein Bad zu nehmen. Daher besteht Varanasis Flussufer aus sich aneinanderreihenden Ghats, an denen sich Inder tagtäglich auf ihr Bad vorbereiten. Auch Wäsche waschen, Zähne putzen oder das Abfüllen des heiligen Wassers in transportierbare Behälter wird von dort aus praktiziert.
Manche der Ghats werden für die Leichenverbrennung genutzt, wofür Varanasi ebenfalls sehr bekannt ist. Rund 300 Leichen werden dort tagtäglich verbrannt, bevor ihre Asche dann in den Ganges gestreut wird. Der Leichnam wird auf einem Holzstapel gelegt (auf welcher Stufe des Ghats dieser sich befindet, hängt von der Kaste des Verstorbenen ab), mit Sandelholzspänen bestreut und mit Butter beträufelt (um den Brennvorgang zu beschleunigen). Ein naher Verwandter des Verstorbenen lässt sich die Haare komplett schären und trägt ein weißes Gewand.
Oberhalb des Ghats befindet sich das sogenannte Shiva-Feuer, welches anscheinend seit 3500 Jahren ununterbrochen durchbrennt. Der in weiß gekleidete Mann entfacht an diesem Feuer eine Fackel. Anschließend dreht er fünf Runden um den Verstorbenen (eine für jedes Element) bevor er den Scheiterhaufen anzündet. Rund 3-4 Stunden geht es dann bis der Körper vollständig verbannt sein soll und die Asche in das Wasser gestreut werden kann. Das Verbrennen des Körpers soll von Sünden reinwaschen und so die Seele für die Reinkarnation vorbereiten. Es gibt jedoch fünf Gruppen, die schon als "unschuldig" angesehen werden, und somit nicht verbrannt werden: Kinder unter 12 Jahren, Schwangere, Sadhus, Lepra-Kranke und Tiere. Ihre Leichname werden an einen Stein gebunden direkt in den Ganges gelassen. Zweimal haben wir daher auch einen Tierkadaver an der Oberfläche schwimmen sehen, welche sich wohl von dem Stein gelöst haben müssen...
Die Verbrennungsghats  sind auch für Touristen zugänglich, sodass wir uns alles anschauen durften. Fotos vom direkten Geschehen sollt man natürlich aus Respekt keine schießen.

Während unseres Ganges-Aufenthaltes haben wir zweimal eine Tour mit dem Ruderboot gemacht, welche einem entlang des Ufers ununterbrochen angeboten werden. Gebadet haben wir im Ganges natürlich nicht, da es aufgrund der vielen Bakterien auch nicht empfehlenswert ist. Aber davon abhalten lassen mal den kleinen Finger ins Wasser zu halten, haben wir uns dann auch nicht!
Ich muss sagen, dass ich mir zuvor den Ganges in Varanasi um noch einiges schmutziger vorgestellt habe, doch eigentlich sah er dann doch ganz ok aus.
Auf der anderen Seite des Ganges befindet sich ein relativ großer Sandstrand, an dem ich zusammen mit meiner Mitfreiwilligen einmal das Angebot angenommen habe, auf einem Pferd am Strand zu galoppieren.

Varanasi gilt auch als Stadt der Seide und einen Tag haben wir uns eine kleine Seidenfabrik angeschaut. Neben den Maschienen gibt es dort auch noch zahlreiche Menschen, die die Seide von Hand weben. Dieser Job wird fast ausnahmslos von Muslimen ausgeführt.

Im Sleeperabteil des Zugs zusammen mit Thekla auf dem Weg nach Varanasi


Viele Wasserbüffel tümmeln sich entlang des Ganges. 

Allabendliche Aarti





























Happy New Year:
Deutsch wie wir sind, hatten wir Volunta Mädels unsere Rückfahrt dann zeitlich so durchgeplant. dass wir am späten Nachmittag am 31.12 wieder in Jodhpur ankommen. Gedacht war dann ein gemeinsames Abendessen mit den anderen Freiwilligen.
Man könnte meinen nach 5 Monaten Indien, hätten wir schon schlauer sein müssen und einfach zur Sicherheit einen Zug früher zurückfahren können...
Es kam also wie es kommen musste: Unser Zug hatte volle 6 Stunden Verspätung, und so waren wir erst um 22 Uhr zurück im Guesthouse.
Darüber waren wir aber schon sehr froh, denn wir sahen uns bereits Neujahr im Zug verbringend.
Nach 30 Stunden Zugfahrt, kamen wir ja dann aber doch noch früh genug an und konnten auf dem Rooftop mit den anderen zusammen anstoßen! Das neue Jahr hat somit für uns gleich wieder ganz anders angefangen als geplant und uns wieder einmal aufgezeigt: Planen in Indien ist einfach nicht! Es kommt immer anders als man denkt, aber irgendwie klappt dann trotzdem immer alles ;)

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