Donnerstag, 12. Mai 2016

Von einer weiteren Hochzeit, einer weiteren Klasse und zu Besuch bei Schülerinnen

Am letzten Sonntag waren wir wieder mal auf einer indischen Hochzeit eingeladen.
Diesmal bekamen wir eine Einladung von einer Frau, die einen Gewürzladen beim Clocktower besitzt. Neelam (die Besitzerin) hat sechs Schwestern und eine von ihnen hat nun geheiratet. 
Für uns bedeutete das: Saree anziehen, viel Tanzen und gutes indisches Essen. 
Zuerst einmal bekamen wir einen kleinen Schock als wir uns abends für die Hochzeit fertig machen mussten. Denn es war keine einzige indische Frau im Haus, die uns mit dem Sareewickeln helfen konnte. Der Saree besteht nur aus einer Bluse und dann aus einem etwa 6 Meter langen Stoff den man sich umwickeln, falten und feststecken muss. Und das natürlich nicht einfach irgendwie, vor allem wenn es auf eine Hochzeit geht. 
Ich sah uns in Gedanken schon am Youtube Tutorials schauen, nur um dann doch frustriert festzustellen, dass das nicht klappt. Aber zum Glück hat unser Chef dann seine Tante angerufen, die nicht weit weg war und dann ins Guesthouse kam um uns zu helfen.
So konnte es dann zum Glück endlich losgehen! 
Die Zeremonie zu der wir eingeladen waren, fand in einem Hotel statt und eine Sängerin wurde arrangiert um den ganzen Abend für gute Stimmung zu sorgen und zum Tanz einzuladen. 
So wurden wir regelmäßig dazu überredet mit nach vorne zu gehen und zu indischer Musik zu tanzen. Das hat auch echt Spaß gemacht, obwohl es in dem Raum verdammt heiß war und so ein Saree nicht gerade das ideale Tanzoutfit ist. 
Die indische Tanzweise hat viel mit Armbewegungen zu tun und da uns nach einiger Zeit die Ideen ausgingen, haben wir einfach unsere indischen Mittänzer kopiert. 
Später gab es dann noch ein gutes indisches Buffet und dann ging es für uns in Rickshaws schon wieder zurück ins Guesthouse. 












Hier in Jodhpur wird es jetzt zusehends heißer (47 Grad nächste Woche!!!) und das bedeutet auch, dass wir jetzt immer weniger Freiwillige werden. Denn wer nur 2 Monate in Indien bleibt, sucht sich kaum die Sommermonate aus... 
Unser schönes Guesthouse

Wetterprognose..

Guesthouse von außen


Die Projekte laufen aber trotzdem weiter auch mit weniger Freiwilligen. Da wir im Jodhpur Empowerment Center jetzt nur noch 2 statt 4 Freiwillige sind, habe ich dort noch eine Klasse mehr übernommen: Die advanced ladies.
Das ist eine Gruppe bestehend aus 8 Frauen (wenn sie dann mal alle da sind) im Alter von 23 bis 40 Jahren. Die meisten von ihnen sind schon 1 Jahr oder gar noch länger dabei - ein schöner Kontrast zu all unseren anderen neuen Schülerinnen im Center. 
Ich habe diese Gruppe übrigens mal ganz am Anfang meines Freiwilligendienstes zusammen mit Thekla - einer anderen Freiwilligen - unterrichtet, allerdings nur für etwa 2-3 Wochen bis ich dann die Medium - Beginners Gruppe übernommen habe.
Sie waren also praktisch meine allererste Klasse, die ich hier unterrichten durfte und es ist schön, dass ich sie für meine letzten zwei Monate hier wieder zurück habe. 
Sie kennen mich von Anfang an und auch wenn ich sie bisher kaum unterrichtet habe, kenne ich sie gut von unseren zahlreichen Workshops her und weil sie einfach zu den selbstbewusstesten und auffälligsten Frauen im Center gehören. 
Nun unterrichte ich also zwei Klassen in meinem Vormittagsprojekt, was natürlich auch mehr Arbeit (und vor allem Vorbereitungsarbeit für eine advanced Klasse) bedeutet, doch mir gefällt es, dass ich jetzt gegen Ende noch mehr Zeit mit meinen Schülerinnen verbringen kann. 
Wir haben unter anderem letztens die Rede von Emma Watson bezüglich der HeforShe Campaign bearbeitet. ("If not me, who?", "If not now, when?"). Anhand von dem haben wir auch über Geschlechterklischees geredet und darüber wo sie als Frauen im Alltag benachteiligt werden / wurden. Ich habe versucht unsere Diskussion über Indien hinaus zu lenken, also auch auf Afrika oder gar Europa. Die Frauen hatten viel Spaß daran die Rede zu lesen (obwohl ich manche Parts umgeschrieben habe, damit es leichter zu verstehen ist) und es gab interessante Gespräche. Fast alle Frauen in dieser Gruppe haben selber Kinder und es ist toll wie sie darüber reden, dass für sie ihre Töchter und Söhne gleichwertig sind und sie sich im Notfall auch gegen den Mann durchsetzen, wenn es zum Beispiel darum geht ob die Tochter nun zur Schule gehen darf oder nicht. 


Meine Medium-Beginners Gruppe hingegen ist eine bunte Mischung aus verheirateten Frauen, verlobten Frauen und welchen die weder noch sind. Sie sind allesamt sehr verschieden, doch sehr aufgeweckt und jetzt sind die meisten von ihnen dann auch schon etwa 4 Monate bei uns. Sie werden immer selbstbewusster und reden mehr. 
Letztens wollten sie aus mir eine richtige "Rajasthani woman" machen, hatten sämtlichen Schmuck und Lippenstift dabei und haben mich am Ende der Stunde gebeten doch bitte alles anzuziehen damit sie Fotos davon machen können. 

Vor der Verwandlung in eine Rajasthani FRau zusammen mit Muskan, die jetzt endlich wieder zum Unterricht kommt. Sie konnte etwa drei Wochen lang nicht kommen, da sie die Windpocken hatte.

Mit Muskan und Priyanka

Mit Kusum und Khushbu


Letzten Dienstag zwischen meinen Centern war ich dann bei zwei meiner advanced Schülerinnen zu Hause. Sanju hatte mich bereits in der Woche zuvor gefragt, ob ich sie besuchen kommen möchte. Ich habe natürlich sofort Ja gesagt, da Sanju eine sehr offene, lustige und liebenswerte Person ist, die in den Unterrichtstunden der advanced Klasse immer alle zum Lächeln bringt.
Also bin ich am Dienstag um 13 Uhr zusammen mit etwa 15 meiner Schülerinnen zusammengequetscht im Van zu ihrem Wohnbezirk gefahren. Dort bin ich dann mit Sanju und 5 weiteren Schülerinnen ausgestiegen. Eingeladen war ich ja eigentlich nur bei Sanju, doch Shilpa (eine adere advanced Schülerin) hat dann darauf bestanden, dass wir zuerst noch zu ihr nach Hause gehen. Dort durfte ich dann ihre beiden Töchter kennenlernen und sie hat mir ihr Familienalbum inklusive Hochzeitsbilder gezeigt. Zusammen mit Shilpa ging es dann weiter zu Sanjus Haus. Auf der Straße habe ich dann jemanden laut "Jessica!" rufen hören. Als ich mich umgedreht habe, habe ich zu meiner großen Überraschung Pooja gesehen, die auf mich zugerannt kam und sich mir in die Arme geschmissen hat. Pooja war eine meiner medium-beginners Schülerinnen aus der letztjährigen Gruppe und ich hatte sie jetzt locker 5 Monate lang nicht gesehen! Leider konnte ich nicht lange mit ihr reden, weil wir schnellstmöglich zu Sanjus Haus sollten.
Sanju lebt mit ihrem Mann und Sohn bei ihren Eltern und Großeltern. Dies ist sehr ungewöhnlich da normalerweise die Frau zum Haus des Mannes zieht. Das Haus in dem Sanju jetzt wohnt gehört ihrem Großvater und es ist so groß, dass etwa 10 Leute darin wohnen. Sanjus Großmutter hat uns dann erstmal Chapatis und etwas Sabzi (Gemüse) gemacht. 
Sanjus Sohn ist ihr ganzer Stolz: Der Kleine hat schon einige Krankenhausaufenthalte hinter sich, das er ein Loch im Herzen hat. Sambhali hat aber die OP gezahlt und auf mich hat der Kleine ein ziemlichen aufgeweckten Eindruck gemacht.
Auch Sanju hat mir dann sämtliche ihrer Hochzeitsfotos gezeigt und danach ging es für mich schon weder zurück. Die Zeit verging viel zu schnell und ich bin Shilpa und Sanju so dankbar dass sie mir ihr Leben außerhalb der NGO gezeigt haben!
Sanjus Sohn



Shilpas jüngere Tochter

Shilpa

Sanju

Mit Shilpas Tochter



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