Mittwoch, 14. Oktober 2015

Kleinigkeiten

Nun bin ich bereits 10 Wochen in Indien und muss sagen, das ich bereits viel viel mehr erlebt hab als in einem ganzen Jahr daheim.
Wenn ich Blogeinträge schreibe, fällt es mir ab und zu schwer einen geeigneten Titel zu finden, weil sich die Sachen oft nicht unter einem Begriff zusammenfassen lassen. Darum habe ich mir die letzten Tage mal alle Dinge aufgeschrieben, die meinen Alltag hier ausmachen und die mich bewegen.
Es sind alles nur Kleinigkeiten, doch in meinem Leben hier in Jodhpur und bei Sambhali sind sie für mich ganz präsent.
Hier die Liste:


  • Wenn man das Gefühl hat, dass die Mädchen im Jodhpur Empowerment Center immer mehr Vetrauen zu einem fassen und einem Dinge erzählen wie z.B.: verheiratet geworden zu sein mit 9 Jahren, Vollwaisin seit einem halben Jahr zu sein, dass der Vater einem vermutlich bald nicht mehr erlaubt länger zu Sambhali zu gehen, dass die Familie große Probleme hat mit einer Familie höherer Kaste,... So sehr man sich auch darüber freut, dass die Mädchen einem das anvertrauen, so sehr ist man auch geschockt von ihren Lebensumständen
  • Wenn die Familie die direkt neben dem neuen Projekt Sambhali Sambal wohnt, Sophie und mir über die Balkone hinweg indisches Essen reicht um ihre Dankbarkeit für unsere Arbeit auszudrücken. Das Essen war nicht nur mega gut, es war auch eine für mich ziemlich bedeutende Geste, da die Familie garantiert sehr wenig Geld hat und uns trotzdem Essen gibt.
  • Wenn man auf der Rückfahrt von Jaislmer nach Jodhpur im Bus neben einem Inder sitzt und der dir beim Aussteigen hilft, weil du Probleme mit deinem Gepäck hast.
  • Wenn du nach deinen Projekten zurück ins Guesthouse kommst und weißt, dass es immer mindestens einen Mitfreiwilligen gibt, mit dem du dich über alles unterhalten kannst 
  • Wenn man an die Setrawa Mädels etwa zwei Mal im Monat sieht und sich schon Tage vorher darauf freut!
  • Wenn man nach einem Wochenendetrip zurück ins Guesthouse kommt und es sich schon zumindest FAST anfühlt wie nach Hause zu kommen (Ob sich dieses Gefühl je ganz einstellen wird, kann ich noch nicht einschätzen, da ich mit zu Hause bisher immer noch mein zu Hause in Deutschland meine)
  • Wenn man egal wie schlecht es einem geht super glücklich ist sobald man in dem Center ankommt und die Mädchen, Frauen und Kinder sieht.
  • Wenn an einem Tag beide Center in denen man arbeitet, geschlossen sind und man dass trotz des dadurch freien Tages sehr schade findet.
  • Wenn man sich im Gegensatz zu den meisten anderen auf den Montag freuen kann.
  • Wenn man sich langsam daran gewöhnt fast keine Nacht durchzuschlafen und nachts um drei über die Mädchen und Kinder nachdenkt und gleichzeitig Nachrichten von daheim zu lesen (die aufgrund der Zeitverschiebung erst geschickt wurden, als ich schon geschlafen hab). 
  • Wenn die Freude unendlich groß ist, nur weil der Wasserspender kaltes Wasser abgibt ( was er nicht immer tut!)
  • Wenn man in seinem Vormittagscenter anfängt das indische Gebetslied mitzusummen obwohl man den Einhalt gar nicht genau kennt.
  • Wenn das von Handwaschen zur Routine wird und einen schon lange nicht mehr stört.
  • Wenn man sich morgens freut das Küchenpersonal zu sehen, weil sie einen anlächeln und freundlich sind.
  • Wenn man bereits jetzt schon weiß, dass der Abschied alles andere als einfach wird.
  • Wenn man nach 10 Wochen das erste Mal wieder eine Jeans trägt und sich das zwar gut aber auch total ungewohnt anfühlt.
  • Wenn man fast jeden Morgen das selbe zum Frühstück bestellt.
  • Wenn man plötzlich realisiert, dass man noch nie zuvor so lange von daheim weg war.
  • Wenn die Zeit einerseits verfliegt, aber andererseits noch so viele Monate vor einem liegen.
  • Wenn einem der Weg durch die Gassen zu Sambhali Sambal schon total bekannt ist und man an jeder Ecke von freundlichen Bewohnern begrüßt wird.
  • Wenn die Kinder im Projekt traurig sind, weil wir samstags nicht zum Unterrichten kommen.
  • Wenn sich die Kinder und Angestellten im Center Sorgen um einen machen, weil man eine Wüstensafari unternimmt.
  • Wenn man anfängt von Indien statt von zu Hause zu träumen.
  • Wenn man sich über jede noch so kleine Nachricht von zu Haue freut

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