Samstag, 5. September 2015

Vom Luxus und der Armut

Wenn ich ganz ehrlich bin, könnte ich auch fast jeden meiner Blogeinträge Gegensätze nennen, weil dieser Begriff einfach am besten beschreibt was ich hier so erlebe. Manchmal passieren einem hier Sachen, die komplett nicht vereinbar sind, mit dem was am nächsten Tag geschieht. Und schaut man dann auf diesen vorherigen Tag zurück, kann man kaum glauben, dass dies wirklich so war. Um euch besser zu erklären, wie ich das meine, erzähl ich euch einfach von meinem letzten paar Tagen hier in Jodhpur.

Als ich Montag Abend vom Sisters for Sisters zurück kam, habe ich mich spontan einigen anderen Freiwilligen und Govind angeschlossen. Wir sind dann zurück Richtung Clocktower gefahren. Dort angekommen sind wir zwischen zwei Gebäuden hindurch eine etwa 1 Meter breite Gasse entlanggelaufen. Je weiter wir in dieses Labyrinth vorgestoßen sind, desto mehr kleine Kinder kamen uns entgegen und an desto mehr kleinen Behausungen kamen wir vorbei. Das ganze wurde "Slum" genannt, und ich hätte nie erwartet so etwas hier in meiner Nähe zu sehen. Aber durch dieses Gassenlabyrinth ist es ja auch ganz schön gut versteckt. Einige Männer wollen dort die "Slumkinder" unterrichten, und deswegen haben sie Govind auch um Hilfe gebeten. Sie haben uns dann zu einem kleinen schlecht durchlüfteten Raum geführt in dem etwa 40 Kinder zwischen 2 und 9 Jahren saßen.
Wie genau ihnen geholfen werden kann, ist noch nicht klar, da dieser Raum wirklich nicht für das Unterrichten geeignet ist. Anschließend wurden wir dort noch von einer Familie eingeladen uns zu ihnen zu setzen, was wir dann auch gemacht haben. Ein Mädchen hat uns mit Nüssen "gefüttert" und sie und viele weitere Frauen haben uns andauernd angelächelt. Sie wollten sich auch mit uns unterhalten, doch unser Hindi reicht dafür leider bei Weitem noch nicht aus. Govind hat uns aber das Wichtigste übersetzt.
Das Mädchen mit den Nüssen wurde gerade erst verlobt und deswegen war die ganze Familie in guter Stimmung. Diese freundliche Atmosphäre war für mich sehr ansteckend und ich habe mich bei ihnen echt wohl gefühlt. Dieses gute Gefühl hat mich dann auf der Rückfahrt aber wieder abrupt verlassen, als Govind uns erzählte, dass dieses Mädchen erst 15 Jahre alt ist.
Insgesamt waren wir höchstens eine Stunde in diesem "Slum", dennoch war es für mich ein einschneidendes und sehr ereignisreiches Erlebnis...

Am Donnerstag Nachmittag haben Tabea und ich dann etwas erlebt, was im Vergleich dazu wie aus einer anderen Welt erscheint. Es gibt hier in Jodhpur ein sehr großes luxuriöses Hotel, in dem Virendra - unser Mentor und guter Freund Govinds - arbeitet. Durch Virendra können Sambhali Freiwillige sehr günstig den Hotelpool benutzen.
Im Gegenzug sollten wir ihnen nun einen kleinen Gefallen tun. Es soll ein Magazin mit Fotos des Hotels gestaltet werden. Die Fotos sollen zusätzlich auf die Hotelwebseite.
Dafür wurden nun zwei weiße Fotomodells gebraucht, wofür Tabea und ich uns dann bereit erklärt hatten. Insgesamt 5 Stunden waren wir dort und es wurden verschiedene Fotos geschossen: In einem Oldtimer sitzend, am Hotelempfang, in einer Suite, beim Abendessen,... Es war viel anstrengender für uns als erwartet und wir waren froh, als wir es geschafft hatten. Zum Abschluss haben wir dort ein Abendessen bekommen, welches wirklich sehr gut war.
Dieser Nachmittag im Hotel hat sich auf jeden Fall sehr von meiner normalen Arbeit hier unterschieden und erscheint mir jetzt im Nachhinein wirklich sehr surreal!

Hier einige Fotos von diesem Nachmittag:


Und noch einige Fotos aus dem Jodphur Empowerment Center:

Mit der Tochter einer der Sambhali Frauen

Eine 15-jährige Schülerin mit ihrem 2-jährigen Sohn.... :/



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